Unrecht bleibt Unrecht: 1806 – Die Nürnberg Saga
Der Bayerische Rundfunk hat mit dem handwerklich gut gemachten Dreiteiler „1806 – Die Nürnberg Saga“ eine große Chance vertan: Nämlich Unrecht auch deutlich als Unrecht beim Namen zu nennen. Unrecht verjährt nie. Die Baiern haben sich 1806 in Nürnberg sowie im übrigen Franken als rücksichtslose und arrogante Besatzer aufgespielt. Es wurden Kunstwerke verramscht und verschleppt. Dürers Selbstbildnis im Pelzrock, die vier Apostel, der Bamberger Domschatz sowie das Fränkische Herzogsschwert lassen grüßen – aus München.
Die letzten fünf Minuten der über zweistündigen Saga entlarven meiner Meinung nach ein gewisses Kalkül der BR-Produktion. Am Ende muss wohl beim Fernsehpublikum südlich und nördlich der Donau unbedingt der Eindruck hängen bleiben, dass Nürnberg -stellvertretend für Franken- durch die Zwangseingliederung nach Bayern nur profitiert habe. Das darf bezweifelt werden. Denn der Aufstieg Nürnbergs zum Industriestandort nach 1806 ist vor allem dem fränkischen Pioniergeist von Persönlichkeiten wie Cramer-Klett oder später Sigmund Schuckert zu verdanken. Es war also eher umgekehrt. Das damals noch industriell rückständige Bayern hat von Nürnbergs Innovationskraft bis weit ins 20. Jahrhundert profitiert. Es wird Zeit, dass München Franken wieder etwas zurückgibt. Die Beutekunst wäre schon einmal ein guter Anfang.