Das Fränkische Bierfest in Nürnberg

Nürnberg – Zum 23. Mal fand bereits das Fränkische Bierfest im Nürnberger Burggraben statt. Vom 15. bis 19. Juni 2022 boten überwiegend kleine und mittlere Brauereien ihre vielfältigen Bierspezialitäten an. 

Nachdem das Fränkische Bierfest in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt ausfallen musste, zeigte sich die fränkische Bier- und Braukultur bei schönstem Sommerwetter von ihrer besten Seite. Über 40 Brauereien boten fränkische Klassiker wie Lagerbier, Kellerbier oder Rauchbier an. Es konnten aber auch moderne Bierkreationen, wie zum Beispiel hopfengestopfte Biere verkostet werden. Bei dieser Methode wird Aromahopfen dem bereits vergorenen Bier zugegeben. Diese Biere haben ein sehr intensives, oft fruchtigtes, Hopfenaroma.

Viele Besucher nutzten das schöne Wetter in Kombination mit dem 9- Euro-Ticket zu einem Abstecher in Europas  „längsten Biergarten“. Der Burggraben der Nürnberger Kaiserburg lieferte dazu die perfekte Kulisse.

Fränkisch-ukrainische Bierkooperation
Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme der Varvar Brew aus der Ukraine. Varvar Brew wurde 2015 in Kiew ursprünglich als Nachbarschaftsbrauerei gegründet. Mittlerweile sind die Kiewer ein Vorreiter in der ukrainischen Bier-Szene. Seit Kriegsbeginn kann die Brauerei nicht mehr in vollem Umfang brauen. Das Varvar Bier war bereits kurz nach Beginn des Bierfestes ausverkauft. Vorausschauend gab es aber eine fränkisch-ukrainische Bierkooperation. Varvar Brew braute zusammen mit der Nürnberger Schanzenbräu ein Märzen, namens Marz 23, ein.

 

Fränkische Bierkultur im Fokus

Auf dem Fränkischen Bierfest steht die fränkische Bierkultur sowie ein entspanntes und gemütliches Umfeld im Vordergrund. Die Besucher sollen die Einzigartigkeit der fränkischen Bier- und Braukultur genießen und dabei die ein oder andere Bierspezialität neu für sich entdecken. Daher wird auch ganz bewusst eine Ballermann- oder Oktoberfest-Atmosphäre vermieden. Dazu tragen auch Blasmusikkapellen, Liedermacher und Rockbands aus der Region bei, die bis in die Abendstunden auf insgesamt fünf Bühnen spielen.

Deutsche Bierindustrie lässt fränkische Brauereien im Stich

Nürnberg – Die deutschen Industriebrauereien nutzen das niedrige Pfand auf Bierkästen und Flaschen, um ihre Marktanteile auf Kosten der kleinen fränkischen Brauereien auszubauen.

Vom 12. bis 14. November fand in Nürnberg die BrauBeviale statt. Die BrauBeviale ist die weltweit größte Fachmesse rund ums Bier. Die Palette der Aussteller umfasst den kompletten Herstellungsprozess ausgehend von den Grundstoffen Hopfen, Malz, Hefe und Wasser über Produktionsmaschinen und Abfüllanlagen bis hin zum fertigen Endprodukt in der Flasche und Kasten.

Während der BrauBeviale wurden auch in diesem Jahr wieder die European Beer Stars verliehen – die Auszeichnung für die besten Biere der Welt. Die fränkischen Brauereien räumten wie immer ab. Preisträger waren unter anderem Staffelberg-Bräu (Loffeld), Hönicka-Bräu aus Wunsiedel, Klosterbräu (Bamberg), Weiherer-Bier, Rittmayer aus Hallerndorf oder Göller (Zeil am Main).

Pfand-Pioneer Grosch

Zu den Siegern gehörte auch “Fuhrmanns Trunk Alkoholfrei” von der Brauerei Grosch in Rödental. Grosch wurde bundesweit bekannt, da sie als eine der ersten Brauereien das Pfand für einen Kasten Bier auf neun Euro erhöht hatte.

Die Pfanddiskussion war auch das bestimmende Thema bei den privaten Brauereien auf der diesjährigen BrauBeviale. Eine leerer Plastikkasten kostet mittlerweile in der Anschaffung fünf bis sechs Euro. Das Pfand liegt allerdings nur bei 1,50 Euro. Gerade für kleine und mittlere Brauereien wird das zum Problem, wenn die Kästen nicht zurückgegeben werden. Die Brauereien müssen dann für viel Geld neue Kästen nachkaufen. Während sich viele fränkische Brauereien für eine Erhöhung des Kastenpfandes auf sechs Euro stark machen, ignoriert die Bierindustrie die Forderung der regionalen Brauereien. Auch das Pfand für eine Mehrwegflasche ist mit acht Cent viel zu gering.

Industriebrauereien missbrauchen niedriges Pfand

Offensichtlich sind sich großen Industriebrauereien ihrer Marktmacht bewusst und sehen im niedrigen Pfand eine gute Chance kleinere Brauereien aus dem Markt zu drängen und damit den eigenen Marktanteil zu erhöhen. Aus meiner Sicht muss hier die Politik etwas unternehmen. Wir reden alle von Nachhaltigkeit, regionalen Produkten, klimafreundlich kurzen Transportwegen und fordern ein Ende der Wegwerfgesellschaft. Dabei schaffen wir es aber nicht, genau diesen Ansatz zu stärken. 2003 war es kein Problem 25 Cent Pfand für Einwegflaschen einzuführen. Für Mehrwegbierflaschen liegt das Pfand derzeit bei nur acht Cent. Unseren lokalen Brauereien wäre sehr damit geholfen, wenn das Kastenpfand auf fünf bis sechs Euro und das Pfand für Bierflaschen wie bei den Einwegflaschen auf 25 Cent erhöht würde.

Franke Söder ist gefordert

Wie gesagt, die Politik ist in der Pflicht. Wir haben zur Zeit mit Markus Söder (CSU) einen Ministerpräsidenten aus Franken. Es wird spannend sein zu sehen, ob er ein Herz für die fränkischen Brauereien hat und die Pfanderhöhung auch von politischer Seite aus anschiebt. Aber auch wir Verbraucher haben es in der Hand unsere einzigartige Bierkultur zu erhalten, indem wir Bier aus Franken kaufen. Denn damit unterstützen wir nicht nur unsere Brauereien – durch kürzere Transportwege und niedrigerem CO2-Ausstoß tragen wir auch so im Kleinen zum Klimaschutz bei.

Warum es falsch ist Bier aus Franken als bayerisches Bier zu vermarkten

St. Georgen Bräu mit Bayernrauten – Nikl Bräu mit Frankenrechen

Wieder einmal muss ich eine regionale Brauerei kritisieren, die sich neuerdings lieber bayerisch als fränkisch vermarktet. Die St. Georgen Brauerei aus dem (ober)fränkischen Buttenheim. Was mich besonders traurig und fast schon wütend macht, ist die Art und Weise wie die Buttenheimer ihre fränkische Tradition über Bord werfen. Während die St. Georgen Bräu in der Vergangenheit mit dem Slogan “Schluck für Schluck fränkisch” warb, prangt jetzt auf allen Bieretiketten die weiß-blaue Rautenflagge der Wittelsbacher. Selbst urfränkische Biersorten wie das Kellerbier und das Annafestbier müssen die Rauten (er)tragen. Das Wort “fränkisch” kommt auf der Homepage der Brauerei nur noch im Kleingedruckten vor.


Bier aus “Buttenheim in Bayern” auf dem Berg der Franken

Die Krönung ist dann noch die Ortsangabe “Buttenheim in Bayern” und “Familienbrauerei seit 1624” auf den Flaschenetiketten. Was für ein Widerspruch in sich! Im Jahr 1624 war Buttenheim alles andere als bayerisch. Erst 1806 kam Buttenheim -wie viele andere Teile Frankens- gezwungenermaßen zum politischen Kunstkonstrukt Bayern. Mit dieser angeblichen bayerischen Tradition würde ich jedenfalls nicht werben. Umso schlechter wird es mir bei dem Gedanken demnächst auf dem Staffelberg ein Kellerbier zu trinken. Das kommt nämlich nicht mehr aus Franken, sondern aus Buttenheim in Bayern…

Verbraucher greifen zum Original
Das eigentliche Dilemma liegt für mich im fehlenden Selbstbewusstsein vieler Franken. Unsere fränkischen Unternehmen müssen endlich einsehen, dass es keinen Sinn macht aus Vermarktungsgründen auf bayerisch weiß-blau zu setzen. Es bringt nichts.
Der Verbraucher entscheidet sich am Ende dann doch für das Original – und das liegt in Oberbayern. Gegen die weiß-blaue Vermarktungsübermacht der Münchener Industriebrauereien hat auch St. Georgen Bräu keine Chance.
Biertrinker außerhalb des Bundeslandes Bayerns greifen dann doch zu Augustiner, Paulaner, Erdinger, Spaten und so weiter. Biertrinker aus Oberbayern lachen sich über “Buttenheim in Bayern” kaputt. Und zumindest ich, ein Biertrinker aus Franken, mache jetzt einfach einen großen Bogen um die bayerische Brauerei aus Franken.

Nur gut, dass wir im Bierland Franken den Luxus genießen dürfen vor der Haustüre aus über 300 Brauereien wählen zu können. Zum Beispiel Nikl Bräu aus Pretzfeld – FRÄNKISCH AUS TRADITION.

Ein Plädoyer für eine Fränkische Bierkönigin

Bierland Franken

Am 16. Mai wurde im Münchener Löwenbräukeller die 10. Bayerische Bierkönigin gekürt. Die Krone ging erwartungsgemäß nach Oberbayern. Auffallend in diesem Jahr war allerdings -und ich finde das sehr erfreulich-, dass sich die Fränkinnen wohl nicht mehr besonders für diesen Titel zu interessieren scheinen. Denn für Bayreuth ging eine Tegerseerin ins Rennen und für Erlangen trat eine Oberbayerin aus Dachau an. Warum auch sollten sich Fränkinnen in einer oberbayerischen Bieruniform (=Dirndl) um den Titel einer Bayerischen Bierkönigin bewerben?

Bier-Paradies Franken
Franken hat die höchste Brauereidichte der Welt und eine unglaubliche Biervielfalt. Es wird Zeit, dass sich die fränkischen Brauereien endlich ihrer Stärke bewusst werden. Das Bierland Franken ist einzigartig und bietet gerade durch die vielen kleinen Brauereien ein gewaltiges Vermarktungspotenzial. Es liegt also nichts näher als mit einer Fränkischen Bierkönigin auch national und international für das Bier-Paradies Franken zu werben.