Deutsche Bierindustrie lässt fränkische Brauereien im Stich

Nürnberg – Die deutschen Industriebrauereien nutzen das niedrige Pfand auf Bierkästen und Flaschen, um ihre Marktanteile auf Kosten der kleinen fränkischen Brauereien auszubauen.

Vom 12. bis 14. November fand in Nürnberg die BrauBeviale statt. Die BrauBeviale ist die weltweit größte Fachmesse rund ums Bier. Die Palette der Aussteller umfasst den kompletten Herstellungsprozess ausgehend von den Grundstoffen Hopfen, Malz, Hefe und Wasser über Produktionsmaschinen und Abfüllanlagen bis hin zum fertigen Endprodukt in der Flasche und Kasten.

Während der BrauBeviale wurden auch in diesem Jahr wieder die European Beer Stars verliehen – die Auszeichnung für die besten Biere der Welt. Die fränkischen Brauereien räumten wie immer ab. Preisträger waren unter anderem Staffelberg-Bräu (Loffeld), Hönicka-Bräu aus Wunsiedel, Klosterbräu (Bamberg), Weiherer-Bier, Rittmayer aus Hallerndorf oder Göller (Zeil am Main).

Pfand-Pioneer Grosch

Zu den Siegern gehörte auch “Fuhrmanns Trunk Alkoholfrei” von der Brauerei Grosch in Rödental. Grosch wurde bundesweit bekannt, da sie als eine der ersten Brauereien das Pfand für einen Kasten Bier auf neun Euro erhöht hatte.

Die Pfanddiskussion war auch das bestimmende Thema bei den privaten Brauereien auf der diesjährigen BrauBeviale. Eine leerer Plastikkasten kostet mittlerweile in der Anschaffung fünf bis sechs Euro. Das Pfand liegt allerdings nur bei 1,50 Euro. Gerade für kleine und mittlere Brauereien wird das zum Problem, wenn die Kästen nicht zurückgegeben werden. Die Brauereien müssen dann für viel Geld neue Kästen nachkaufen. Während sich viele fränkische Brauereien für eine Erhöhung des Kastenpfandes auf sechs Euro stark machen, ignoriert die Bierindustrie die Forderung der regionalen Brauereien. Auch das Pfand für eine Mehrwegflasche ist mit acht Cent viel zu gering.

Industriebrauereien missbrauchen niedriges Pfand

Offensichtlich sind sich großen Industriebrauereien ihrer Marktmacht bewusst und sehen im niedrigen Pfand eine gute Chance kleinere Brauereien aus dem Markt zu drängen und damit den eigenen Marktanteil zu erhöhen. Aus meiner Sicht muss hier die Politik etwas unternehmen. Wir reden alle von Nachhaltigkeit, regionalen Produkten, klimafreundlich kurzen Transportwegen und fordern ein Ende der Wegwerfgesellschaft. Dabei schaffen wir es aber nicht, genau diesen Ansatz zu stärken. 2003 war es kein Problem 25 Cent Pfand für Einwegflaschen einzuführen. Für Mehrwegbierflaschen liegt das Pfand derzeit bei nur acht Cent. Unseren lokalen Brauereien wäre sehr damit geholfen, wenn das Kastenpfand auf fünf bis sechs Euro und das Pfand für Bierflaschen wie bei den Einwegflaschen auf 25 Cent erhöht würde.

Franke Söder ist gefordert

Wie gesagt, die Politik ist in der Pflicht. Wir haben zur Zeit mit Markus Söder (CSU) einen Ministerpräsidenten aus Franken. Es wird spannend sein zu sehen, ob er ein Herz für die fränkischen Brauereien hat und die Pfanderhöhung auch von politischer Seite aus anschiebt. Aber auch wir Verbraucher haben es in der Hand unsere einzigartige Bierkultur zu erhalten, indem wir Bier aus Franken kaufen. Denn damit unterstützen wir nicht nur unsere Brauereien – durch kürzere Transportwege und niedrigerem CO2-Ausstoß tragen wir auch so im Kleinen zum Klimaschutz bei.