Die Landesausstellung „Typisch Franken?“ stellt Franken in Frage

Ansbach – Die Landesausstellung „Typisch Franken?“, veranstaltet vom Haus der Bayerischen Geschichte, findet vom 25. Mai bis 6. November 2022 in der Orangerie im Hofgarten der Markgrafenstadt Ansbach statt. Die Landesausstellung soll laut Veranstalter zeigen, „was Franken ausmacht und prägt.“ Für mich stellt die Landesausstellung zumindest unterschwellig Franken in Frage.

Ich hatte die Ausstellung Mitte Juli besucht und sie hat mir damals bis auf ein paar Kleinigkeiten eigentlich ganz gut gefallen. Die Exponate sind durchaus gut gewählt und erklärt. Sie fallen natürlich auch sofort ins Auge. Aber je genauer ich jetzt mit Abstand die Aufmachung der Ausstellung betrachte, umso kritischer sehe ich sie nun. Ich werde den Eindruck nicht los, dass man – so paradox es vielleicht klingen mag – den Franken mit dieser Landesausstellung zumindest unterschwellig eine eigene Identität absprechen will. Folgende Dinge haben mir nicht gefallen.

Das Fragezeichen im Titel „Typisch Franken?“

Das Fragezeichen soll nach Projektleiter Dr. Reinhard Riepertinger, einem waschechten Oberbayern ohne familiären Bezug zu Franken, „neugierig“ machen. Für mich wird hier schon das erste Mal Franken als Ganzes unterschwellig in Frage gestellt. Eine Landesausstellung mit dem Namen „Typisch Oberbayern?“ wäre undenkbar. Dort würde ein mia-san-mia-strotzendes Ausrufezeichen keinerlei Diskussionen zulassen. „Typisch Oberbayern!“ und damit basta. Selbstredend, dass ein waschechter Franke als Projektleiter einer Landesausstellung „Typisch Oberbayern!“ für Oberbayern unzumutbar wäre.

Franken-Klischees

Das permanente Hervorheben der regionalen Unterschiede
Der Gang durch die Ausstellung gleicht einer Reise durch Franken mit seinen regionalen Besonderheiten – allerdings bitteschön immer deutlich aufgeteilt in die drei fränkischen Regierungsbezirke. Die fränkischen Teile außerhalb des Bundeslandes Bayern kommen nicht vor. Stattdessen wird permanent auf die regionalen Unterschiede statt auf Gemeinsamkeiten hingewiesen. Diese dienen offensichtlich dazu, einen bestimmten Eindruck zu erwecken, wenn nicht sogar zu vermitteln: Ein Franken gibt es nicht.

Das Leugnen der Beutekunst

Beutekunst heißt neuerdings „Transfer von Kunstwerken“

Nach Betreten des zweiten Raums befindet sich versteckt in einer Ecke ein kleines Arrangement aus drei Flachbildschirmen mit dem Wort Beutekunst. Um mehr zu erfahren, muss man einen blauen Knopf drücken, um eine kleine Präsentation zu starten. Darin erklärt Prof. Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken, dass es gar keine Beutekunst gibt, sondern dass der „Transfer von Kunstwerken die Folge von politischen Umwälzungen“ war.

„Transfer von Kunstwerken“ – ich fasse es nicht! Diese Wortwahl von einem fränkischen Bezirksheimatpfleger. Framing at its best. Für mich ein klarer Fall von „Wes Brot ich ess, des Lied ist sing.“

 

Die weiß-blauen Rauten im Audioguide
Begleitend zur Ausstellung kann man einen Audioguide ausleihen. Es sind die Sprachen Deutsch, Englisch und Fränkisch auswählbar. Der spätestens durch den Franken-Tatort bekannt gewordene Kabarettist Matthias Egersdörfer steuerte dabei den fränkischen Teil im besten Nürnberger Dialekt bei. Wenn man allerdings in den Genuss seiner Ausführungen kommen möchte, muss man sich überwinden und Wittelbacher Rauten anwählen.

Sprachauswahl im Audioguide

Darauf angesprochen antwortete Projektleiter Dr. Reinhard Riepertinger: „… Uns ist erst nach Start der Landesausstellung aufgefallen, dass bei der Wahlmöglichkeit “Fränkisch” die weiß-blauen Rauten platziert waren. Eine Änderung des Signets bei allen Geräten ist nicht so einfach und sehr aufwändig, da dazu alle Geräte eingesandt werden müssten. Eine Änderung über eine Art “Fernwartung” ist nicht möglich. Wir nehmen daher bei Geräten, die aus Reparatur- oder Wartungsgründen ohnehin an die Audioguidefirma gesandt werden müssen, den Austausch der Rautenfahne vor.“
Ich lasse das jetzt einfach mal unkommentiert so stehen.


Apropos Vorliebe für Farben: Die Farben Blau und Weiß haben es den Machern der Ausstellung offensichtlich sehr angetan. Blau-weiße Fußspuren weisen den Weg vom Bahnhof durch den Hofgarten zum Ausstellungsort in der Orangerie.


Wenig Licht

Wenig Licht im wahrsten Sinne des Wortes

Nach dem die Ausstellung Franken mehr oder weniger eine eigene Identität abspricht beziehungsweise nicht zugestehen will, gab es trotzdem etwas Licht, wenn gleich auch wenig. Die beiden Ausstellungsräume sind aus meiner Sicht im wahrsten Sinne des Wortes viel zu dunkel gehalten. Ich dachte erst, dass es ein Problem mit der Beleuchtung gibt.

Die Exponate sind teilweise beeindruckend. Höhepunkte für mich waren der 1954er WM-Final-Fußballschuh von Max Morlock sowie die goldüberzogene Radierplatte „Christus am Ölberg“ von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1515.

Radierplatte von Albrecht Dürer, 1515

WM-Finalschuh von Max Morlock, 1954

Wer einfach mal einen Streifzug durch Franken machen will, dem ist die Ausstellung durchaus zu empfehlen.

Ich habe die Ausstellung ja damals auch mit einem guten Gefühl verlassen.

Wenn ich sie jetzt aber Revue passieren lasse, stößt mir vor allem eine Sache richtig auf. Nämlich, dass permanent ein unterschwelliger „Eigentlich-gibt-es-doch-kein-richtiges-Franken“-Ton mitschwingt.

Das Fränkische Bierfest in Nürnberg

Nürnberg – Zum 23. Mal fand bereits das Fränkische Bierfest im Nürnberger Burggraben statt. Vom 15. bis 19. Juni 2022 boten überwiegend kleine und mittlere Brauereien ihre vielfältigen Bierspezialitäten an. 

Nachdem das Fränkische Bierfest in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt ausfallen musste, zeigte sich die fränkische Bier- und Braukultur bei schönstem Sommerwetter von ihrer besten Seite. Über 40 Brauereien boten fränkische Klassiker wie Lagerbier, Kellerbier oder Rauchbier an. Es konnten aber auch moderne Bierkreationen, wie zum Beispiel hopfengestopfte Biere verkostet werden. Bei dieser Methode wird Aromahopfen dem bereits vergorenen Bier zugegeben. Diese Biere haben ein sehr intensives, oft fruchtigtes, Hopfenaroma.

Viele Besucher nutzten das schöne Wetter in Kombination mit dem 9- Euro-Ticket zu einem Abstecher in Europas  „längsten Biergarten“. Der Burggraben der Nürnberger Kaiserburg lieferte dazu die perfekte Kulisse.

Fränkisch-ukrainische Bierkooperation
Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme der Varvar Brew aus der Ukraine. Varvar Brew wurde 2015 in Kiew ursprünglich als Nachbarschaftsbrauerei gegründet. Mittlerweile sind die Kiewer ein Vorreiter in der ukrainischen Bier-Szene. Seit Kriegsbeginn kann die Brauerei nicht mehr in vollem Umfang brauen. Das Varvar Bier war bereits kurz nach Beginn des Bierfestes ausverkauft. Vorausschauend gab es aber eine fränkisch-ukrainische Bierkooperation. Varvar Brew braute zusammen mit der Nürnberger Schanzenbräu ein Märzen, namens Marz 23, ein.

 

Fränkische Bierkultur im Fokus

Auf dem Fränkischen Bierfest steht die fränkische Bierkultur sowie ein entspanntes und gemütliches Umfeld im Vordergrund. Die Besucher sollen die Einzigartigkeit der fränkischen Bier- und Braukultur genießen und dabei die ein oder andere Bierspezialität neu für sich entdecken. Daher wird auch ganz bewusst eine Ballermann- oder Oktoberfest-Atmosphäre vermieden. Dazu tragen auch Blasmusikkapellen, Liedermacher und Rockbands aus der Region bei, die bis in die Abendstunden auf insgesamt fünf Bühnen spielen.

Unrecht bleibt Unrecht: 1806 – Die Nürnberg Saga

Der Bayerische Rundfunk hat mit dem handwerklich gut gemachten Dreiteiler „1806 – Die Nürnberg Saga“ eine große Chance vertan: Nämlich Unrecht auch deutlich als Unrecht beim Namen zu nennen. Unrecht verjährt nie. Die Baiern haben sich 1806 in Nürnberg sowie im übrigen Franken als rücksichtslose und arrogante Besatzer aufgespielt. Es wurden Kunstwerke verramscht und verschleppt. Dürers Selbstbildnis im Pelzrock, die vier Apostel, der Bamberger Domschatz sowie das Fränkische Herzogsschwert lassen grüßen – aus München.

Die letzten fünf Minuten der über zweistündigen Saga entlarven meiner Meinung nach ein gewisses Kalkül der BR-Produktion. Am Ende muss wohl beim Fernsehpublikum südlich und nördlich der Donau unbedingt der Eindruck hängen bleiben, dass Nürnberg -stellvertretend für Franken- durch die Zwangseingliederung nach Bayern nur profitiert habe. Das darf bezweifelt werden. Denn der Aufstieg Nürnbergs zum Industriestandort nach 1806 ist vor allem dem fränkischen Pioniergeist von Persönlichkeiten wie Cramer-Klett oder später Sigmund Schuckert zu verdanken. Es war also eher umgekehrt. Das damals noch industriell rückständige Bayern hat von Nürnbergs Innovationskraft bis weit ins 20. Jahrhundert profitiert. Es wird Zeit, dass München Franken wieder etwas zurückgibt. Die Beutekunst wäre schon einmal ein guter Anfang.

Die Erlanger Bergkirchweih – das älteste Bierfest der Welt

Informatives und Unterhaltsames rund um das größte Volksfest in Franken
Die Erlanger Bergkirchweih ist nach eigener Aussage das älteste Bierfest der Welt. Sie geht auf das Jahr 1755 zurück und ist 55 Jahre älter als das Münchener Oktoberfest. Die Bergkirchweih zieht jährlich rund eine Millionen Besucher an und gilt damit als das größte Volksfest Frankens. Die Einheimischen nennen sie „Berchkerwa“ oder sprechen einfach nur vom „Berch“.

Entstanden ist die Bergkirchweih aus einem Schützenfest, dem „Vogelschießen“ der Erlanger Schützen. Daraus wurde erst der Pfingstmarkt, der wiederum auf Drängen der Kirche in eine Kirchweih umbenannt wurde. Das Festgelände wurde 1755 durch einen Stadtratsbeschluss von der Innenstadt auf das heutige Areal am Burgberg verlagert. Die Berchkerwa war geboren.

Durch den Burgberg zog sich ein Felsenkellersystem mit einer Länge von 20 Kilometern. In 16 Kellern wurde das Bier der Erlanger Brauereien nicht nur kühl gelagert, sondern -wie in Franken üblich- auch gleich ausgeschenkt. Es herrschten ideale Lagerbedingungen. Erlangen wurde dadurch zu einer bedeutenden Bierstadt und exportierte noch im 19. Jahrhundert mehr Bier als die Bierzentren München oder Kulmbach. Mit der Erfindung der Kältemaschine im Jahr 1876 war das Schicksal der Keller als Bierlagerstätte besiegelt. Die Bergkirchweih blieb bestehen. Führungen durch Teile des Gänge-Labyrinths sind heute noch möglich.

Freibier, Fassbegräbnis und Frankenfahne
Die Bergkirchweih beginnt immer am Donnerstag vor Pfingsten und endet elf Tage später an einem Montag. Traditionell sticht der Oberbürgermeister am Donnerstag um 17 Uhr das erste Fass an, das als Freibier an die durstigen Kehlen verteilt wird. Der Berg ist werktags von 10 bis 23 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 9.30 bis 23 Uhr geöffnet. Zum Abschluss der Bergkirchweih wird am Erich-Keller das letzte Fass Bier begraben und „Lili Marleen“ gesungen. Die Idee zu Lili Marleen als Abschiedslied hatte Irma Steinmüller, die 50 Jahre lang Festwirtin am Hofbräu-Keller war. Sie war auch die erste Festwirtin überhaupt am Berg. Während der fünften Jahreszeit werden die Linienbusse der Erlanger Stadtwerke mit einer Deutschland- und einer Frankenfahne geschmückt. Auch die Altstadt ist seit einigen Jahren rot-weiß beflaggt.

Das „T“ – der Orientierungspunkt auf dem Bergkirchweihgelände
Das Areal der Bergkirchweih lässt sich grob in zwei Sektoren aufteilen – links und rechts vom „T“. Das „T“ steht für die T-Kreuzung am Ende der Bergstraße, die direkt zum Bergkirchweihgelände führt. Das „T“ ist ein beliebter Verabredungstreffpunkt. Am „T“ angekommen, gilt es sich zu entscheiden: Links oder rechts.
„Links vom T“ geht es zu den Bierkellern. Man sitzt idyllisch unter freiem Himmel auf Bierbänken einer der verschiedenen Keller inmitten von Linden, Kastanien und Eichen. Der Entla’s Keller ganz im Westen ist übrigens der einzige Keller, der auch außerhalb der Bergkirchweih geöffnet hat.

Je nach Uhrzeit unterscheidet sich auch das Publikum am Berg. Bis in den Nachmittag geht es entspannt und familiär zu. Einheimische nutzen die Zeit, um sich bei mitgebrachter Brotzeit mit Bekannten auf einem der Keller zu treffen und zu unterhalten.

Spätestens ab 19 Uhr übernimmt das Partyvolk die Bierkeller. Es wird lauter und das Gedränge nimmt stündlich zu. Viele bereits „vorgeglühte“ Möchtegern-Zenzis und Möchtegern-Seppls tummeln sich jetzt in oftmals billigen Dirndln und Lederhosen auf dem Gelände.

„Rechts vom T“ finden sich die Vergnügungs- und Fahrgeschäfte der Schausteller, wobei es auch dort ein paar kleinere Keller gibt. Allerdings ist das Platzangebot zum gemütlichen Verweilen deutlich geringer. Wem ein schnelles „Essen auf die Hand“ genügt, wird an einer der vielen Buden fündig. Der zweite Donnerstag ist immer Familientag. Viele Stände haben ein spezielles Kirchweihangebot und Fahrgeschäfte bieten Kindern und Familien vergünstigte Fahrten an.

In ihrer über 260-jährigen Geschichte hält die Bergkirchweih natürlich auch ein paar kuriose und amüsante Anekdoten parat.

„Die MP hat früher erschd amoll alla niedergegnübbeld und dann gfrachd, was los is“
Bis 1994 war die US-Armee in Erlangen stationiert. Die GI’s der Ferris Barracks nannten die Bergkirchweih auch „Strawberry Fest“ und waren nicht selten in Schlägereien verwickelt. Das fränkische Bier war für viele Amerikaner, die in ihrer Kaserne wohl nur „Light Beer“ gewohnt waren, oft zu stark. Die Military Police, kurz MP, hatte deshalb während der Bergkirchweih alle Hände voll zu tun. Sobald es unter den Soldaten zu „Meinungsverschiedenheiten“ kam, griff die MP alles andere als zimperlich ein. Die Schlagstöcke sprachen und erst danach wurde der Rauferei auf den Grund gegangen. Der Spruch „Die MP hat früher erschd amoll alla niedergegnübbeld und dann gfrachd, was los is“ lässt viele ältere Erlangerinnen und Erlanger noch heute zustimmend nicken und schmunzeln.

Bierkrugnachschub aus der Kaserne
Die ungewohnt großen Bierkrüge faszinierten die amerikanischen Soldaten. Sie waren das ideale Souvenir. Ende der 70-er Jahre waren die Krüge teilweise so rar, dass einige Wirte eine volle Maß Bier gegen ein paar leere Krüge tauschten. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Dietmar Hahlweg schaltete sich im „Bierkrugnotstand“ ein und bat den Kommandierenden der Ferris Barracks um Unterstützung. Die Spinde der Soldaten sollten sich als reine Fundgrube erweisen und tags darauf lieferten US-Jeeps kistenweise Bierkrüge an die Erlanger Kellerwirte.

Brennende Scheiterhaufen aus Plastikkrügen
Nachdem sich der Bierkrugschwund nicht eindämmen ließ, zogen die Wirte 1979 die Reißleine und führten Plastikkrüge ein. Allerdings hatten sie die Rechnung ohne die Erlanger gemacht. Diese errichteten nämlich aus den Krügen Scheiterhaufen und setzten diese in Brand, so dass die Feuerwehr anrücken musste. Der Plastikkrug-Spuk hatte sogleich ein Ende.

Bergferien und Erlanger Dienstag
Bis in die 90er-Jahre gab es in der Universitätsstadt die sogenannten „Bergferien“ für Studenten. Man munkelte, dass ein geregelter Vorlesungsbetrieb mit übernächtigten und teils betrunkenen Studenten einfach nicht möglich war. Die Bergferien wurden 1999 abgeschafft. Die Hörsäle sind trotzdem auch heute noch während der Bergkirchweih ziemlich leer.

Übrig blieb der Erlanger Dienstag. Einige Firmen und Unternehmen geben ihren Mitarbeitern am Dienstag ab Mittag frei und schließen ihre Geschäfte. Auch Professoren, Universitätsangestellte und Studenten nutzen den vorlesungsfreien Dienstag. Gemeinsam pilgern sie auf den Berg und feiern zusammen.

Bleiben wir also zuversichtlich, dass wir 2022 wieder das älteste Bierfest der Welt und das größte Volksfest Frankens besuchen können – die Berchkerwa. Frohe Pfingsten!

Alte fränkische Lokalsorten erhalten

Franken verfügt über eine lange Tradition im Gartenbau. Besonders Bamberg blickt auf eine große Geschichte im Gemüseanbau zurück. Seit dem Mittelalter haben Bamberger Gärtner über viele Generationen hinweg alte Gemüsesorten kultiviert und vermehrt. So entstanden Lokalsorten beziehungsweise Haussorten, die optimal an das Klima und die jeweiligen Bodenverhältnisse angepasst waren.

 

Bamberger Knoblauch

Bamberger Sortengarten

Bamberger Hörnla

In den letzten Jahrzehnten wurden diese Sorten immer mehr verdrängt, da die großen Handelsketten vor allem auf Massenware setzen. Einige diese Lokalsorten, wie beispielsweise der Bamberger Spinat oder Bamberger Radieschen sind komplett verschwunden. Glücklicherweise sind aber noch andere Bamberger Lokalsorten erhältlich. Typische Vertreter sind der Bamberger Knoblauch, der Spitzwirsing sowie der Bamberger Rettich. Das Bamberger Hörnla ist wahrscheinlich die bekannteste fränkische Kartoffel.

Bamberger Sortengarten als Bewahrer der traditionellen Lokalsorten
Diese Lokalsorten gilt es zu bewahren. Der Bamberger Sortengarten e.V. hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, sie zu vermehren und zu erhalten. Darüber hinaus sucht der Verein verschwundene oder vergessene Sorten, um diese wieder zu kultivieren. So wurde zum Beispiel Samen der bereits verschollenen Bamberger birnenförmigen Zwiebel wiederentdeckt. Wie durch ein Wunder keimten einige der über zehn Jahre alten Samen. Die birnenförmige Zwiebel wird seitdem wieder im Bamberger Sortengarten, der sich hinter dem Gärtner- und Häckermuseum befindet, angebaut und vermehrt.

Besondere Eigenschaften der Lokalsorten
Den Lokalsorten sagt man besondere Eigenschaften nach: Der Bamberger Knoblauch verfügt über einen feinen, fast milden Geschmack. Die Knollen sind im Gegensatz zum herkömmlichen Knoblauch kleiner. Der Bamberger Rettich ist zart und besticht mit einem feinwürzigen Aroma und kräftig harmonischer Schärfe. Echte Kartoffelsalat-Freunde schwören auf die Bamberger Hörnla.

Wer diese Lokalsorten allerdings auch im eigenen Garten anbauen möchte, hat es bisweilen schwer. Das Saatgut ist nämlich nicht im Handel erhältlich. Manchmal kann man aber -je nach Verfügbarkeit- Samen einiger Bamberger Lokalsorten im Gärtner- und Häckermuseum gegen eine kleine Spende ergattern.

1. Tag der Fränkischen Bratwurst

Der „Verein zur Förderung der fränkischen Bratwurstkultur“ organisiert seit 2011 jährlich den „Fränkischen Bratwurstgipfel“ in Pegnitz. Auf dem Bratwurstgipfel stellen Metzgereien aus ganz Franken die unterschiedlichsten Bratwürste vor. Eine Jury krönt die Sieger in den Kategorien „Klassisch“ und „Kreativ“.  Der Sieger darf sich dann Fränkischer Bratwurstkönig nennen. Das Angebot an Bratwürsten reicht von klassisch bis hin zu exotischen Varianten, wie zum Beispiel der Thai-Bratwurst, Gyros-Bratwurst, Jalapeño-Apfel-Räucherbauch oder Lebkuchenbratwurst. Zweck des Vereins ist nach eigener Aussage „die Pflege und Förderung der Bekanntheit und Qualität der auf der Welt einzigartigen fränkischen Bratwurst.“

Einzigartige Bratwurstvielfalt in Franken
Franken ist in puncto Bratwurstvielfalt wirklich einzigartig. Von sieben bis neun Zentimetern kleinen Nürnbergern, über Ansbacher bis hin zu 32 Zentimeter großen, über Kiefernzapfen gegrillten Coburgern. Fast jede Metzgerei hat ihr eigenes Rezept. Bratwurst aus Franken bedeutet wie Bier aus Franken vor allem Vielfalt.

Bratwurstvielfalt

„Kommst du nicht zur Bratwurst, kommt die Bratwurst zu dir“
Coronabedingt musste der zentrale Bratwurstgipfel in Pegnitz leider abgesagt werden. Kurzerhand wurde deshalb der „Tag der Fränkischen Bratwurst“ am 25. Juli ausgerufen und als dezentrale Veranstaltung gefeiert. Die Schirmherrschaft hatten die Fürther Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau übernommen. Viele Metzgereien beteiligten sich am 1. Tag der Fränkischen Bratwurst, indem sie rund um ihre Metzgereien ihre Bratwurstspezialitäten anboten. In Möhrendorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) fand in der Dorfmitte ein kleiner „Tag der Fränkischen Bratwurst“ statt. Die Stadt Hof wartete mit einer Bratwurstmeile auf.

Fränkische Bratwurstkultur als Marke etablieren
Veranstaltungen wie der „Fränkische Bratwurstgipfel“ oder der „Tag der Fränkischen Bratwurst“ sind eindeutig zu begrüßen und auch notwendig. Denn dadurch kann sich die „Fränkische Bratwurst“ zu einer wertvollen Marke entwickeln und ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. Davon werden vor allem die kleinen, regionalen Metzgereien profitieren.

Regionale Solidarität bewahren

Nach dem ersten Schock über die massiven Corona-Einschränkungen ist trotz aller Widrigkeiten auch ein positiver Trend zu erkennen. Die Bevölkerung legt wieder mehr Wert auf Regionalität. Sie unterstützt die Geschäfte, Betriebe und Gastwirtschaften vor Ort. Ich finde diese regionale Solidarität in dieser außergewöhnlichen Zeit einfach nur großartig. Viele Gasthäuser, die ihre Räumlichkeiten für Gäste schließen mussten, bieten mittlerweile einen Abhol- oder Lieferservice an, der von den Gästen gut angenommen wird. Vor den Metzgereien nehmen die Kunden lange Warteschlangen in Kauf, um den Metzger ihres Vertrauens zu unterstützen.

Viele Bürgerinnen und Bürgern wollen “ihren” Bäcker, Einzelhändler oder “ihre” Lieblingsbrauerei sowie Gastwirtschaft nicht durch die Corona-Krise verlieren. Nutzen wir also auch die unkonventionellen Angebote unserer einheimischen Betriebe, damit diese überleben und auch zukünftig für regionale Angebotsvielfalt und Arbeitsplätze sorgen. Ich wünsche mir sehr, dass dieser Trend zur mehr Regionalität auch COVID-19 überlebt und die “Reproduktionszahl” für Produkte und Dienstleistungen aus Franken kontinuierlich ansteigt.

Beutekunst – ist das Alles?

Beutekunst – ist das Alles?
Dieser legendärer Klassiker der Band “Die Ärzte” geht mir durch den Kopf, seitdem Markus Söder mit viel Tamtam angekündigt hat, ein paar nach München verschleppte Kunstwerke wieder zurück nach Franken bringen zu wollen. In den Medien ist gerade einmal von lächerlichen vier Kunstwerken die Rede. Die Gemälde „Salomé mit dem Haupt Johannes des Täufers“ sowie „Madonna mit Kind und Weintraube“ von Lucas Cranach dem Älteren, die silberne Reliquienbüste des Heiligen Zeno und das fränkische Landschaftsgemälde des Künstlers Hans Thoma. Die beiden Cranachs gehen nach Kronach (Ober-Franken) in die Fränkische Galerie, Zeno nach Nürnberg (Mittel-Franken) ins Germanische Nationalmuseum und Thomas Landschaftsgemälde nach Würzburg (Unter-Franken) auf die Festung Marienberg. Die Zeitungen überschlagen sich aber mit Überschriften wie “Staatsregierung fördert Kultur in Franken”. Wobei wir schon wieder beim Thema wären. Divide et impera – teile und herrsche. Die vollkommen willkürliche Aufteilung in Ober-, Mittel- und Unterfranken wird wieder einmal herangezogen, um die Franken bei Stange zu halten. Jeder Regierungsbezirk bekommt aweng was ab. Jetzt darf man mich bitte nicht falsch verstehen. Natürlich freue ich mich über jedes Kunstwerk, das aus München zurück nach Franken gebracht wird. Aber, ist das Alles? Nein – das ist nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.

Die bedeutenden und identitätsstiftenden Kunstwerke müssen zurück nach Franken: Herzogsschwert, Domschatz, Dürer
Die Franken wollen endlich ihre großen, bedeutenden und identitätsstiftenden Kunstwerke zurück. Damit es auch die Bayerische Staatsregierung kapiert, bleibe ich einfach mal bei der Nomenklatur der fränkischen Regierungsbezirke. (Ober)Franken will den Bamberger Domschatz und den Hofer Altar zurück. (Mittel)Franken will die Dürer-Gemälde Selbstbildnis im Pelzrock und “Die vier Apostel”. (Unter)Franken wartet sehnsüchtig darauf, dass endlich das Fränkische Herzogsschwert wieder dahin kommt, wohin es gehört – nach Würzburg.

Deutsche Bierindustrie lässt fränkische Brauereien im Stich

Nürnberg – Die deutschen Industriebrauereien nutzen das niedrige Pfand auf Bierkästen und Flaschen, um ihre Marktanteile auf Kosten der kleinen fränkischen Brauereien auszubauen.

Vom 12. bis 14. November fand in Nürnberg die BrauBeviale statt. Die BrauBeviale ist die weltweit größte Fachmesse rund ums Bier. Die Palette der Aussteller umfasst den kompletten Herstellungsprozess ausgehend von den Grundstoffen Hopfen, Malz, Hefe und Wasser über Produktionsmaschinen und Abfüllanlagen bis hin zum fertigen Endprodukt in der Flasche und Kasten.

Während der BrauBeviale wurden auch in diesem Jahr wieder die European Beer Stars verliehen – die Auszeichnung für die besten Biere der Welt. Die fränkischen Brauereien räumten wie immer ab. Preisträger waren unter anderem Staffelberg-Bräu (Loffeld), Hönicka-Bräu aus Wunsiedel, Klosterbräu (Bamberg), Weiherer-Bier, Rittmayer aus Hallerndorf oder Göller (Zeil am Main).

Pfand-Pioneer Grosch

Zu den Siegern gehörte auch “Fuhrmanns Trunk Alkoholfrei” von der Brauerei Grosch in Rödental. Grosch wurde bundesweit bekannt, da sie als eine der ersten Brauereien das Pfand für einen Kasten Bier auf neun Euro erhöht hatte.

Die Pfanddiskussion war auch das bestimmende Thema bei den privaten Brauereien auf der diesjährigen BrauBeviale. Eine leerer Plastikkasten kostet mittlerweile in der Anschaffung fünf bis sechs Euro. Das Pfand liegt allerdings nur bei 1,50 Euro. Gerade für kleine und mittlere Brauereien wird das zum Problem, wenn die Kästen nicht zurückgegeben werden. Die Brauereien müssen dann für viel Geld neue Kästen nachkaufen. Während sich viele fränkische Brauereien für eine Erhöhung des Kastenpfandes auf sechs Euro stark machen, ignoriert die Bierindustrie die Forderung der regionalen Brauereien. Auch das Pfand für eine Mehrwegflasche ist mit acht Cent viel zu gering.

Industriebrauereien missbrauchen niedriges Pfand

Offensichtlich sind sich großen Industriebrauereien ihrer Marktmacht bewusst und sehen im niedrigen Pfand eine gute Chance kleinere Brauereien aus dem Markt zu drängen und damit den eigenen Marktanteil zu erhöhen. Aus meiner Sicht muss hier die Politik etwas unternehmen. Wir reden alle von Nachhaltigkeit, regionalen Produkten, klimafreundlich kurzen Transportwegen und fordern ein Ende der Wegwerfgesellschaft. Dabei schaffen wir es aber nicht, genau diesen Ansatz zu stärken. 2003 war es kein Problem 25 Cent Pfand für Einwegflaschen einzuführen. Für Mehrwegbierflaschen liegt das Pfand derzeit bei nur acht Cent. Unseren lokalen Brauereien wäre sehr damit geholfen, wenn das Kastenpfand auf fünf bis sechs Euro und das Pfand für Bierflaschen wie bei den Einwegflaschen auf 25 Cent erhöht würde.

Franke Söder ist gefordert

Wie gesagt, die Politik ist in der Pflicht. Wir haben zur Zeit mit Markus Söder (CSU) einen Ministerpräsidenten aus Franken. Es wird spannend sein zu sehen, ob er ein Herz für die fränkischen Brauereien hat und die Pfanderhöhung auch von politischer Seite aus anschiebt. Aber auch wir Verbraucher haben es in der Hand unsere einzigartige Bierkultur zu erhalten, indem wir Bier aus Franken kaufen. Denn damit unterstützen wir nicht nur unsere Brauereien – durch kürzere Transportwege und niedrigerem CO2-Ausstoß tragen wir auch so im Kleinen zum Klimaschutz bei.

Warum es falsch ist Bier aus Franken als bayerisches Bier zu vermarkten

St. Georgen Bräu mit Bayernrauten – Nikl Bräu mit Frankenrechen

Wieder einmal muss ich eine regionale Brauerei kritisieren, die sich neuerdings lieber bayerisch als fränkisch vermarktet. Die St. Georgen Brauerei aus dem (ober)fränkischen Buttenheim. Was mich besonders traurig und fast schon wütend macht, ist die Art und Weise wie die Buttenheimer ihre fränkische Tradition über Bord werfen. Während die St. Georgen Bräu in der Vergangenheit mit dem Slogan “Schluck für Schluck fränkisch” warb, prangt jetzt auf allen Bieretiketten die weiß-blaue Rautenflagge der Wittelsbacher. Selbst urfränkische Biersorten wie das Kellerbier und das Annafestbier müssen die Rauten (er)tragen. Das Wort “fränkisch” kommt auf der Homepage der Brauerei nur noch im Kleingedruckten vor.


Bier aus “Buttenheim in Bayern” auf dem Berg der Franken

Die Krönung ist dann noch die Ortsangabe “Buttenheim in Bayern” und “Familienbrauerei seit 1624” auf den Flaschenetiketten. Was für ein Widerspruch in sich! Im Jahr 1624 war Buttenheim alles andere als bayerisch. Erst 1806 kam Buttenheim -wie viele andere Teile Frankens- gezwungenermaßen zum politischen Kunstkonstrukt Bayern. Mit dieser angeblichen bayerischen Tradition würde ich jedenfalls nicht werben. Umso schlechter wird es mir bei dem Gedanken demnächst auf dem Staffelberg ein Kellerbier zu trinken. Das kommt nämlich nicht mehr aus Franken, sondern aus Buttenheim in Bayern…

Verbraucher greifen zum Original
Das eigentliche Dilemma liegt für mich im fehlenden Selbstbewusstsein vieler Franken. Unsere fränkischen Unternehmen müssen endlich einsehen, dass es keinen Sinn macht aus Vermarktungsgründen auf bayerisch weiß-blau zu setzen. Es bringt nichts.
Der Verbraucher entscheidet sich am Ende dann doch für das Original – und das liegt in Oberbayern. Gegen die weiß-blaue Vermarktungsübermacht der Münchener Industriebrauereien hat auch St. Georgen Bräu keine Chance.
Biertrinker außerhalb des Bundeslandes Bayerns greifen dann doch zu Augustiner, Paulaner, Erdinger, Spaten und so weiter. Biertrinker aus Oberbayern lachen sich über “Buttenheim in Bayern” kaputt. Und zumindest ich, ein Biertrinker aus Franken, mache jetzt einfach einen großen Bogen um die bayerische Brauerei aus Franken.

Nur gut, dass wir im Bierland Franken den Luxus genießen dürfen vor der Haustüre aus über 300 Brauereien wählen zu können. Zum Beispiel Nikl Bräu aus Pretzfeld – FRÄNKISCH AUS TRADITION.

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